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Schutz bei Stromausfällen, sicheres Herunterfahren, keine kaputten Dateisysteme auf den SD-Karten mehr. Die Werbung für die Pi USV verspricht, einige der grössten Probleme des Raspberry Pi zu lösen. Leider braucht der Hersteller selber wohl noch Nachhilfe in Sachen Problemlösung.

Als ich im letzten Jahr das erste Mal von der Pi USV hörte, war ich von der Erweiterungsplatine schon sehr angetan. Das einzige, was mich zu diesem Zeitpunkt noch störte, war die Verwendung von herkömmlichen Batterien, eine Ladefunktion für Akkus war in der ersten Version noch nicht enthalten. Umso erfreuter war ich, als ich dann die Ankündigung der Pi USV + sah, die genau diese Möglichkeit bieten sollte und sich damit als ideale Unterstützung bei vielen RPi-Projekten förmlich aufdrängte. Egal ob Car-PC oder Entertainment-Center, mit der Pi USV + sollten alle Probleme mit der Stromversorgung der Vergangenheit angehören. Bei Unterbrechung der Stromversorgung sollte der RPi mit Batterieunterstützung sicher heruntergefahren werden und dann wieder sicher starten, sobald wieder Strom zugeführt wird. Ich war von dem Konzept so begeistert, dass ich im April meine Pi USV + direkt bestellte, obwohl als Liefertermin erst der 30.Juni 2015 angegeben war. Meine Bestellung wurde korrekt verarbeitet, mein Paypal-Konto auch prompt mit knapp 35,- Euro belastet. Danach passierte dann nichts mehr. Von Seiten des Herstellers CW2 kam keinerlei Information zum Stand des Projektes. Ich dachte erst, keine Nachrichten müssten ja nicht automatisch etwas schlechtes bedeuten, und freute mich auf den avisierten Liefertermin.

Das erste Mal hellhörig wurde ich, als ich unter der recht regelmässig in meiner Facebook-Timeline auftauchenden Werbung von CW2 erste negative Kommentare bezüglich Lieferzeiten, Erreichbarkeit und Qualität des Kundenservice und nicht zuletzt auch bezüglich der Produktqualität selbst sah. Diese bezogen sich jedoch alle auf die erste Version der Pi USV und so ging ich davon aus, dass diese Kinderkrankheiten im Laufe der Entwicklung des Nachfolgemodells abgestellt würden.

Ende Mai veröffentlichte CW2 auf der Facebook-Seite des Projektes dann eine offizielle Vorstellung der Pi USV +. Ein Liefertermin wurde dort zwar nicht genannt, aber auf der Webseite wurde nach wie vor der 30. Juni angegeben, allerdings hier schon mit dem Zusatz "voraussichtlich". Unter der Ankündigung bei Facebook fanden sich erneut Kommentare, die die schlechte Informationspolitik und die langen Lieferzeiten kritisierten, diese blieben seitens CW2 aber alle unbeantwortet. Den gesamten Juni über passierte dann nichts, weder auf der Webseite des Herstellers, noch im Forum, noch bei Facebook gab es neue Informationen. Am 25.6. beschloss ich, direkt bei CW2 nachzufragen, ob das avisierte Lieferdatum noch eingehalten werden könnte. Bei meiner Registrierung im Forum musste ich festestellen, dass mein Konto zuerst noch von einem Administrator freigeschaltet werden musste, bevor ich tatsächlich einen neuen Post erstellen konnte. Bei anderen Foren ist so etwas normalerweise eine Sachen von Minuten oder höchstens ein paar Stunden, CW2 liess sich geschlagene 4 Tage Zeit, erst am 29.6. erhielt ich die Nachricht, dass mein Account jetzt aktiv sei. Ich habe daraufhin direkt einen neuen Beitrag erstellt und nach einem Liefertermin gefragt, diese Nachfrage ist bis zum jetzigen Zeitpunkt unbeantwortet geblieben.
Am 1.7. - der ursprüngliche Liefertermin war also mittlerweile ergebnislos verstrichen - habe ich dann per Mail bei CW2 nachgefragt. Ich erhielt auch umgehend eine freundliche Mail des Geschäftsführers zurück, der (Zitat) die "maue Informationspolitik" als "nicht zu ertragen" bezeichnete und eine separate Mail an alle Besteller bezüglich des Versands ankündigte. Da ich diese bis letzten Freitag noch nicht erhalten hatte, fragte ich nochmals per Mail nach, verbunden mit der Ankündigung, meine Bestellung zu stornieren und meine schlechten Erfahrungen zu publizieren, sollte ich keine zufriedenstellende Antwort mit konkreter Aussage zum Liefertermin erhalten. Diese zweite Mail blieb bis heute unbeantwortet. Auf Facebook erschien gestern ein Kommentar des Herstellers unter der Beschwerde eines anderen Kunden, der einen Lieferanten für die Verzögerung verantwortlich macht und für heute eine weitere Meldung "inkl. Bilder Videos und ersten Versandbestätigungen an alle Kunden" ankündigte. Dazu fallen mir spontan ein paar Punkte ein: zum Ersten halte ich es für ganz schlechten Stil, die Verantwortung für die eigenen Fehler auf einen Lieferanten abwälzen zu wollen. Ich habe meine Bestellung nicht bei einem Lieferanten aufgegeben, sondern bei CW2, also erwarte ich auch von dort aus regelmässig mit Updates versorgt und vor allem ungefragt über eventuelle Verzögerungen informiert zu werden. Zum Zweiten brauche ich bestimmt keine Bilder, Videos und Versandbestätigungen - jedenfalls nicht, wenn es sich nicht um meine eigene handelt. Was ich - und wohl auch die anderen Kunden - wollen ist eine konkrete Aussage, wann das bestellte und bezahlte Produkt endlich ausgeliefert wird.

Um es ganz klar zu sagen: es geht mir nicht um die Verzögerung an sich. Ich arbeite lange genug in IT-Projekten, um zu wissen, dass durch unvorhergesehe Umstände nicht immer alle avisierten Daten eingehalten werden können. Ich bin allerdings fassungslos über die katastrophale Informationspolitik der Firma CW2. Den Kopf in den Sand zu stecken und abzutauchen hat noch nie ein Problem gelöst. Wer in der heutigen Zeit Nachfragen, Beschwerden und Support-Anfragen in Facebook und im hauseigenen Forum über Monate unbeantwortet lässt, hat meiner Meinung nach die digitale Welt nicht verstanden. Wer nicht in der Lage ist, seine zahlenden Kunden über den Fortgang eines Projektes zu informieren, sollte wenigstens so anständig sein, seine Projekte nicht per Vorkasse finanzieren zu lassen, es sei denn, dies geschieht über die bekannten Crowdfunding-Plattformen. Hier sollte sich jeder Projektunterstützer eines eventuellen Risikos bewusst sein und kann darauf basierend selbst entscheiden, ob ihm das Projekt förderungswürdig erscheint. Bestellungen mit einem konkreten Lieferdatum entgegen zu nehmen und dieses dann einfach kommentarlos verstreichen zu lassen, wirkt auf mich sehr unseriös.

Ich warte heute noch ab ob das angekündigte Update von CW2 tatsächlich kommt und was es beinhaltet, danach entscheide ich, ob ich die Bestellung storniere. Es täte mir wirklich sehr leid, da ich das Produkt an sich - wenn es denn so umzusetzen ist, wie es angekündigt wurde - immer noch für sehr gut halte. Da aber CW2 anscheinend nicht in Lage oder Willens ist, einen auch nur halbwegs angemessenem Kundenservice zu liefern, kann ich derzeit von Bestellungen dort nur abraten.

Nachtrag 15.7.2015: In der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Nach einigen erfolglosen Versuchen der Kontaktaufnahme mit CW2 bzw. ihrem Geschäftsführer Herrn Frey habe ich gestern tatsächlich persönlich mit Herrn Frey gesprochen. Die neuerlichen Verzögerungen sind wohl durch eine fehlende Lieferfreigabe entstanden, die aber wohl mittlerweile eingetroffen ist. Gestern abend kam dann noch eine Mail von CW2, die den Versand der PiUSV+ für den heutigen Mittwoch ankündigt. Wenn alles gut geht, sollten also bis Ende der Woche die ersten Pakete bei den Vorbestellern eintreffen.

Meiner Meinung nach hätte sich CW2 den ganzen Ärger sparen können, wenn etwas mehr Augenmerk auf die Kommunikation mit den Kunden gelegt worden wäre. Mir persönlich ging es nie um die Verzögerung an sich, sondern um die Art des Umgangs damit. Ich nehme an, dass das den meisten anderen Kunden ähnlich geht. Wer vorab Geld von seinen Kunden einsammelt, geht damit meiner Meinung nach die Verpflichtung ein, diese auch über den Fortgang des Projektes zu informieren - vor allem durch einem offenen Umgang mit etwaigen Problemen.

Ich hoffe jetzt also auf eine pünktliche Lieferung und freue mich auf einige interessante Projekte mit der PiUSV.